„Schicksal,Zufall,Spiel?“
Kunstwerkgrösse 120 Breite x 100 Höhe x cm
Dieses Gemälde öffnet nicht einfach einen Raum; es hebt den Betrachter in eine Schwelle, in jenen unsichtbaren Bereich, in dem das Denken noch tastet und die Seele ahnt, bevor sie begreift. Es zeigt keine Welt, sondern das Hinterland der Welt: den Ort zwischen Zufall und Gesetz, zwischen göttlicher Ordnung und spielerischer Laune des Universums.
Das Puzzle im Vordergrund wirkt wie ein Entwurf der Wirklichkeit, der nie vollständig beschlossen wurde. Einige Teile fehlen, und gerade dort, wo etwas „zu fehlen“ scheint, deutet sich ein anderes Reich an. Nicht Leere, sondern Ursprung. Vielleicht ist das Sichtbare nur der dünne Firnis über einer Wahrheit, die wir selten ertragen.
Im Zentrum schwebt ein Engel, in Blau getaucht wie in eine Farbe, die kein Mensch besitzt, sondern nur Wesen, die mehr sehen als wir. Sein Blick ist nicht wissend, aber wissend offen — als wäre Erkenntnis ein Fragen und kein Finden. Unter ihm schläft ein Engelkind; unschuldig, noch nicht von Zeit berührt. Doch unter der Wolke, die es trägt, ruht eine große Uhr: Still, aber drohend. Zeit erscheint hier nicht als Fluss, sondern als Gewicht. Sie fragt: Willst du werden, oder wirst du vergehen, bevor du je wirklich warst?
Zur rechten Seite fallen Würfel vom Himmel. Sie verkörpern jenes Prinzip, das wir Zufall nennen, weil wir die Hand, die sie wirft, nicht kennen. Sind sie Willkür, oder die maskierte Logik eines größeren Willens? Die danebenliegende Puppe — reglos hinter einem Fenster, blicklos wie ein Wesen, das nicht erwacht ist, weil es nie entschieden hat zu leben — stellt die Frage schärfer als jedes Wort. Daneben hängt ein riesiger Mond, schweigend, voll alter Sehnsüchte. Der Mond kennt die Zyklen des Lebens: Werden, Wollen, Vergehen — und Wiederkehr.
Links bricht ein Wal aus dem Wasser, als kehre etwas aus dem Urzustand zurück; ein Erinnerungswesen, älter als Götter und Begriffe. Das Meer, so greifbar und wahr, stellt die paradoxe Frage: Warum wirkt das Traumhafte hier realer als die Welt, die wir bewohnen? Vielleicht weil Tiefenwahrheiten oft stärker sind als der Alltag, der sie zudeckt.
So verweben sich die Elemente: Engel und Kind, Zeit und Traum, Spiel und Schicksal, Wasser und Sternenlicht. Dieses Bild stellt keine Antwort bereit, denn wahre Antworten wären zu klein für die Fragen, die es stellt. Es lässt uns in jenem produktiven Schweigen zurück, in dem der Mensch sich selbst begegnet.
Am Ende bleibt die Frage: Sind wir die Spieler unseres Schicksals, oder nur Figuren auf einem Brett, dessen Regeln ein anderes Bewusstsein schreibt? Und falls ein göttliches Kind mit uns spielt — wer sagt, dass Spiel nicht die höchste Form des Willens ist?
Dieses Werk zeigt nicht, was die Welt ist. Es fragt, ob wir mutig genug sind, den Vorhang anzuheben — und zu sehen, dass wir selbst ihn halten.