„Es scheint Realität zu sein, und doch eine Illusion; es scheint Selbstbestim- mung zu sein, und doch Gehorsam; es scheint Akzeptanz zu sein, und doch Ablehnung“
Kunstwerkgrösse 120 Breite x 100 Höhe x cm
Dieser Titel ist nicht bloß eine Begleitung des Bildes, sondern sein philosophisches Fundament. Er legt eine paradoxe Topolo- gie frei: ein Labyrinth, in dem jede Gewissheit sich sofort ver- doppelt und ins Gegenteil umschlägt. Das Gemälde ist daher weniger eine Darstellung als eine Befragung – eine visuelle Metapher für das existenzielle Dilemma des Menschen.
Die verschlungenen Treppen verweisen auf das Grundmuster menschlicher Existenz: ständige Bewegung, ein rastloses Stre- ben nach oben, nach Sinn, nach Ausgang. Doch der Weg ist zirkulär, wie bei Sartre: Wir sind zur Freiheit verurteilt, und doch verlaufen unsere Schritte in Ordnungen, die uns unmerk- lich leiten. Das, was wie Selbstbestimmung erscheint, ist durch- zogen von den Strukturen des Gehorsams. Hier schimmert Foucaults Gedanke der unsichtbaren Macht auf – eine Macht, die nicht von außen zwingt, sondern in uns selbst wirkt, in unseren Gewohnheiten, unseren Blicken, unseren Treppen.
Die Wolkenwesen – Pudel und Igel – sind nicht harmlos, son- dern Allegorien zweier Haltungen. Der Pudel: gezähmte Ele- ganz, domestizierte Schönheit. Der Igel: verletzlich, aber durch Ballons entrückt, getragen von einer Illusion des Aufstiegs. Camus hätte hier das Absurde erkannt: der Versuch, dem Labyrinth zu entkommen, während man ihm unausweichlich verhaftet bleibt. Beide Tiere schweben – und doch bleiben sie gefangen in der Architektur des Bildes.
Der Fernseher mit dem Totenkopf ist eine Inszenierung des Todes in einer mediatisierten Welt. Er zeigt, was Foucault „die Verfügbarkeit des Todes als Bild“ nennen könnte: nicht mehr existenzielles Ereignis, sondern kulturelles Ornament. Und doch bricht ein Schmetterling hervor – ein Moment der Meta- morphose, eine fragile Freiheit. Aber auch sie bleibt Teil des Systems, sofort wieder absorbiert.
Der Heißluftballon, geschmückt mit Blumen, trägt das letz-
te Paradox in sich: Er suggeriert Leichtigkeit, Aufstieg, Sinn. Doch die orangenen Blumen sind nur Maske, ein Ornament, das die Leere verkleidet. Akzeptanz erweist sich als subtilere Form der Ablehnung – nicht als Dialog mit dem Realen, son- dern als Verschönerung des Unausweichlichen.
So ist das Gemälde eine existenzialistische Allegorie: Wir bewe- gen uns in einem Labyrinth ohne Ausgang, wir sind gezwun- gen, unsere Schritte zu wählen, und doch sind diese Schritte durch unsichtbare Mächte vorgezeichnet. Camus sprach vom Absurden als der Erfahrung, dass die Welt keinen Sinn trägt – und dass gerade in diesem Erkennen die Möglichkeit der Frei- heit liegt.
Das Bild macht dieses Paradox sichtbar: Es gibt keinen An- fang, kein Ende, kein Oben, kein Unten. Das Labyrinth ist nicht zu verlassen – aber gerade darin liegt die Aufgabe. Wahrheit bedeutet nicht, den Ausgang zu finden, sondern die Illusionen als Illusionen zu erkennen und dennoch weiterzugehen.