Kristina Spakowskaja

Kunst und die Zumutung der Wirklichkeit

07.05.2025, Chemnitz - De
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Viele Menschen tun sich schwer damit, die Tatsachen des Lebens anzunehmen. Dass wir sterblich sind. Dass niemand ewig jung bleibt. Dass das Leben nicht nur aus hellen Farben besteht. Der Tod, das Altern, das Leid – all das ist Teil unserer Realität. Und doch neigen viele dazu, diese Seiten auszublenden, als wären sie ein Fehler im System, ein Makel im Bild des Lebens, den man besser übermalt. Aber ich kann das nicht. Ich bin Künstler. Ich kann nicht nur Blumen malen. Nicht nur das Schöne, das Leichte, das Gefällige. Das Leben ist mehr als das. Es ist widersprüchlich, zerbrechlich, manchmal schmerzhaft. Und ich sehe es als meine Aufgabe, das alles zu reflektieren. Nicht nur das, was gut aussieht, sondern auch das, was weh tut. Die dunklen Ecken, die Trauer, die Angst vor dem Ende. Denn wenn wir nur das Schöne darstellen, verraten wir einen Teil der Wahrheit. Ein Künstler ist kein Dekorateur. Kunst ist nicht nur da, um Räume hübsch zu machen. Kunst hält uns einen Spiegel vor. Sie fragt, was wir nicht sehen wollen. Sie rüttelt wach. Und sie darf das. Sie muss das. Aber eigentlich betrifft das nicht nur uns Künstler. Auch alle anderen Menschen – egal ob sie malen, schreiben, lehren oder einen ganz anderen Beruf ausüben – können nicht für immer vor dem Dunkel davonlaufen. Das, was in der Welt geschieht, betrifft uns alle. Kriege, Ungerechtigkeit, das Sterben, das Leiden – das sind keine fernen Schatten, sondern reale Teile unserer gemeinsamen Existenz. Wer glaubt, sich dem entziehen zu können, lebt in einer Illusion. Natürlich brauchen wir Licht. Natürlich brauchen wir Hoffnung. Aber echtes Licht entsteht nicht durch Verdrängung, sondern durch Konfrontation. Es entsteht, wenn wir auch das Dunkle sehen, benennen, verstehen – und trotzdem weitermachen. Und vielleicht genau deshalb weitermachen. Ich werde weiterhin malen – Blumen, ja, aber auch die Schatten hinter ihnen. Denn das Leben ist beides. Und wenn wir das anerkennen, sind wir ihm vielleicht ein Stück näher.

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